Colores Yucatán / Mexiko

Der Käfer - eine treue Seele

Vor Antritt der Reise bei einem der großen Autovermietungen ein Fahrzeug zu mieten, ist die beste Möglichkeit, unmittelbar nach Ankunft dem Urlaubsmoloch Cancún zu entrinnen.
AVIS oder InterRent sind auf jedem größeren Flughafen zu finden und wenn man Glück hat, findet sich der eigene Name sogar auf der langen Liste der Agentur wieder. Andernfalls, und das ist leider häufig der Fall, braucht es schon etwas Geduld, um den hilfsbereiten Mitarbeitern klarzumachen, daß man gerne vor Anbruch der Dunkelheit noch ein paar Meilen zwischen sich und das Touristengewimmel bringen möchte. Wer hofft, hier auch noch eine aktuelle Straßenkarte zu erhalten, geht fehl: Straßenkarten sind einfach nicht vorhanden und es ist dringend angeraten, sich diese zuhause zu besorgen.

Die Straßen durch den Dschungel Yucatán´s verlaufenden
teilweise schnurgerade auf
den Trassen der ersten Archäologenteams.

Eine andere, schnurgerade Straße gibt es seit 1994 zwischen Cancun und Chichen Itza. Ohne Tankstelle, ohne Ortschaften zu berühren und ohne Chance, die 4-spurige Schnellstraße zu verlassen für DM 60,-- (Auto und 2 Personen), werden die Nobeltouris aus Cancun in Klimabussen zum Sight-Seeing gekarrt. Die Mayas sind wieder einmal ausgegrenzt. Dafür sorgen schon die bewaffneten Militärposten an den beiden Mautstellen der Rennbahn.
Das ideale Fahrzeug für 2 oder 3 Personen ist der gute alte VW-Käfer. Der meistert auch Schlaglöcher, die es vor allem in den Dörfen häufig gibt. Bis vor wenigen Jahren noch in Mexiko gebaut, ist der „Zodiac" die Mietkutsche schlechthin. Preiswert, vor allem aber von quasi jedem nach Öl riechenden Menschen in Mexiko zu reparieren. Denn im Improvisieren sind die Mexikaner Weltmeister, in fast jedem 2. Dorf gibt es so etwas wie eine Werkstatt, die an den vielen Wracks zu erkennen ist. Übrigens kann man dort auch tanken (Magma Sin=Bleifrei Super). Tankstellen sind nämlich Mangelware und das Abenteuer, einmal neben einem in der Sonne bratenden Schuppen mit Fässern voll hochexplosivem Treibstoff gestanden und mit Hilfe eines schnell zurechtgebogenen Stückes Blech als Trichter getankt zu haben, sollte man sich nicht entgehen lassen.
Selbstverständlich kann man auch größere Fahrzeuge mit viel Schnickschnack mieten, die beste Klimaanlage ist aber immer noch das kleine Ausstellfenster am Käfer. Und diebstahlsicherer als eine Protzkiste ist es allemal. Die meisten Mexikaner, die auf dem Land leben, fahren, falls sie sich ein Auto überhaupt leisten können, Station-Wagons von Toyota oder Ford. Diese Fahrzeuge bewältigen auch in oder nach der Regenzeit die ausgewaschenen Löcher in den abgelegeneren Straßen.
Wichtig: Der Abschluß einer Versicherung. Vollkasko mit geringer Selbstbeteiligung. Und fotografieren Sie das Fahrzeug am Ort der Agentur, wenn Sie es übernehmen. Auch für geringe Schäden werden häufig bei der Rückgabe überzogene Forderungen gestellt, mit der die Angestellten der Agentur eigene Versäumnisse ausgleichen wollen. Man sollte auch auf jeden Fall versuchen, eine Rundreise zu planen und das Fahrzeug an gleicher Stelle wieder abzugeben. Die Agenturen berechnen horrende Summen für eine Rücküberführung. Und da grundsätzlich mit Kreditkarte und Blankoformular bezahlt wird, kann man sich dagegen kaum zur Wehr setzen.

Mexiko verfügt über ein überraschend gut ausgebautes Straßennetz. Auf Yucatan verlaufen einige Nebenstrecken auf den Trassen, die die ersten Archäologenteams dem Urwald abgerungen haben. Alle wichtigen Orte können problemlos auf 4 Rädern erreicht werden. Und wenn man sich einmal mit den mexikanischen Eigenarten im Straßenverkehr abgefunden hat, kann die gewonnene Unabhängigkeit viel Spaß bringen. Man fährt relaxt, beharrt nicht auf der Vorfahrt, überhaupt, man hat Zeit. Einen Bogen sollte man allerdings um Busse und LKW machen. Die riesigen Trucks, nicht selten von us-amerikanischen Firmen als zu alt befundene und exportierte Urgetüme, und die an Greyhounds erinnernden Überlandbusse mit schwarz qualmenden, röhrenden Auspuffrohren mangeln alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellt.

Vor und auch innerhalb der Orte, die oft nur aus ein paar Häusern oder im Dschungel versteckten Hütten bestehen, legen die Mexikaner deshalb auch Topes, das sind unangenehm hohe Betonwälle oder dicke Seile, die quer über der Straße liegen und den Fahrer zum Halten zwingen. Die Kinder des Dorfes wissen dies clever auszunutzen und fallen über das Auto her, sobald es über das Hindernis hoppelt: Scheibenwaschen-Handaufhalten, frisch geerntetes Obst, zähflüssige Schokoriegel, Zeitungen von voriger Woche. Limonde und Cola werden im Plastibeutel mit Strohhalm verkauft. Das erspart die Pfandberechnung, die ausgelutschten Plastibeutel findet man dann aber auch überall am Straßenrand.
Ob alt oder neu, große Chancen hat man gegen die Busse kaum. Die Zeugen der Raserei liegen dann häufig am Straßenrand.

Das mexikanische Bildungsministerium wirbt aber in Informationsbroschüren, die in vielen Hotels ausliegen, dringend darum, Kindern nichts abzukaufen. Häufig sind derartige Einkünfte von Kindern höher als die spärlichen paar Pesos, die der Vater nach Hause bringt. Schlimmer noch als die Schmach, die das Familienoberhaupt empfindet, ist jedoch die Tatsache zu bewerten, daß die Kinder um der Einkünfte willen nicht zur Schule gehen.

Im wenig befahrenen mexikanischen Hochland (vor allem im bitterarmen Chiapas) kann es vorkommen, daß sich auch erwachsene Dorfbewohner an diesen Topes versammeln, die Straße mit einem Seil oder einem Baumstamm versperren und man erst gegen Zahlung eines geringen Wegzolls weiterfahren kann. Es ist sicherlich nicht sinnvoll, sich mit den Leuten anzulegen.
Fussball und Kinder
Die Kids in Mexiko sind fussballverrückt.
Mexiko ist ähnlich wie Frankreich zentralistisch aufgebaut. Alle Straßen führen durch die Orte hindurch, Umgehungsmöglichkeiten gibt es nicht. Innerhalb der Orte muß man sich mangels Hinweisschildern (den Begriff „Schild" scheint es in Mexiko nur in Zusammenhang mit Reklametafeln zu geben) nach der Sonne orientieren. Meistens führen alle Durchgangsstraßen am „Zókalo", das ist der zentrale Markt- und Festplatz des Ortes vorbei. Dort kann man notfalls fragen. Man sollte aber nicht allzu viel erwarten, häufig nämlich kennen die Mexikaner nicht einmal die nächste größere Stadt. Wenn man kein Spanisch spricht, Kinder fragen. Die sind nicht nur neugierig, sondern haben auch durch die Überflutung mit amerikanischen Filmen oft ein paar Brocken Englisch drauf („Where You come from?" - „Alemania" - „Aah! Football! You come with bus?").
Größere Orte sind in der Regel schachbreittartig aufgebaut, die Straßen (Calle) vom Zentrum (Zókalo) ausgehend numeriert Dies kann die Orientierung erleichtern, ist jedoch keinesfalls ein Allheilmittel gegen hoffnungsloses Verfransen.
LKW im Ort
Da ist kein Durchkommen, wenn ein Truck durch den Ort walzt.

Siesta: Pedro, der Parkplatzwächter beim Nickerchen
Ist man am Zielort angekommen, gibt es in der Regel kaum Probleme, das Gefährt sicher unterzustellen. Viele Hotels verfügen über eigene Stellplätze und wenn man nicht sein komplettes Gepäck für jeden sichtbar im Fahrzeug läßt, ist es in Mexiko kaum gefährdeter als in mancher europäischen Stadt. Gewarnt sei vor bewachten Parkplätzen. Der Wagen steht dort absolut sicher. Wenn der Platz allerdings verschlossen wird und bestimmte Öffnungszeiten hat, sollte man diese in jedem Fall taggenau erfragen. Wenn ein Fest stattfindet (und das gibts in Mexiko recht häufig), kann es passieren, daß man nicht an sein Auto herankommt, weil der einzige Wächter sich in die nächstbeste Cantina verfügt hat.

Für Röcke und Uniformen verboten: Eine Cantina. Man erkennt sie an der Whisky-Tür, am höllischen Lärm und am Uringestank. Hier darf sich der mexikanische Macho besaufen bis zur Besinnungslosigkeit. Und das tut er dann auch. Touristen sollten sie nur mit ausreichendem Spanisch betreten.
Weiter mit: Isla Mujeres - vorbei mit der Ruhe (3)

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